Ich werde wohl länger brauchen diesen Artikel zum Spiel zu schreiben als das Spiel selbst zu spielen. Angeblich habe ich 118 Minuten in dem Spiel verbracht (dabei habe ich es durchgespielt) und jede einzige davon hat sich gelohnt. Ein kleines Kunstwerk, das meisterhaft gezeichnet und liebevoll zum Leben erweckt wurde und ich tatsächlich übersehen habe. War Morphopolis eines der besten Spiele aus 2014?
Neben einer geheimnisvollen Atmosphäre und einer Darstellung der Natur, die irgendwo zwischen Naturalismus und Impressionismus liegt, demonstriert Morphopolis vor allem eines: dass die Natur grausam und gleichzeitig schön sein kann. Wir begleiten die Metamorphose eines Insekts, verspeisen als solches andere Insekten, versprühen unsere Pheromone und krabbeln an Ästen entlang, über Kadaver und durch Erdspalten. Wir steuern einen Protagonisten ohne Charakter, der durch seine Stummheit und Determiniertheit sowohl gefährlich als auch verletzlich wirkt. Eben ein Insekt, das sich zu verteidigen weiß, dem aber auch Grenzen gesetzt sind. Genau diesen Fakt nutzt das Spiel aus, um mittels Denkaufgaben uns einen Weg finden zu lassen.
Allerdings leidet das eigentlich beruhigende und auf Geduld ausgelegte ohne dabei zu frustrierende Spielprinzip unter der gewöhnungsbedürftigen Steuerung; dabei ist das einzige, was man braucht, die Maus. Das Insekt reagiert mitunter aber so abstrus, dass man nicht weiß, ob man selbst es war oder das Spiel irgendeinen Automatismus in Gang gesetzt hat. Unterbrochen werden die mitunter als psychedelisch beschriebenen Level durch semi-fördernde Rätsel, obwohl es das letzte wirklich in sich hat. Mit Charme, vielen schönen Bildern und einer minimal anmutenden Leichtigkeit führt das Spiel durch jedes Szenario und verschönert die Rätsel so, dass sie zum Spielgeschehen passen.
Das Puzzle- und Suchspiel, das an die guten alten Wimmelbilder erinnert, dabei den Spieler aktiv das Bild gestalten lässt und von Zeit zu Zeit kleine Rätsel einschiebt, ist nach nur fünf Kapiteln bereits zu Ende. Die Entwickler, Micro Macro Games, haben sich dennoch sichtlich viel Mühe gegeben dieses Spiel, welches über Transformation und Erkundung sei, so besonders wie möglich zu gestalten. Es erschien am 14. August 2014 und hat weder Sprachausgabe, noch Text, und doch macht es Spaß.
Eigentlich hätte es genügt zu sagen, dass Morphopolis eine Mischung aus Such- und Rätselspiel ist, dessen Alleinstellungsmerkmal die Grafik ist. Aber mit nur wenigen Mitteln erschafft es eine faszinierende Atmosphäre, die stark von anderen Spielen abweicht und es vermittelt biologische Ereignisse in einer so exzeptionellen Art und Weise, dass man das Gefühl hat, wenige einfache Worte werden dem kleinen Opus nicht gerecht. Bei Steam ist das Juwel für 4,99 Euro zu haben.
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Der Trailer zum Launch der Alpha: