Sich selbst klonen und den Klon als Ablenkungsmanöver von einem James-Bond-Äquivalent in Bikini töten lassen, die Entführung eines russischen Paten und ihn so lange im Mixer foltern bis er deine Überlegenheit anerkennt oder Exkalibur, den geschrumpften Eiffelturm oder unsichtbare Teppiche stehlen? Willkommen in Absurdistan, der Welt von Evil Genius, wo Menschheitsträume wahr werden!
Evil Genius ist ein Singleplayer Strategie-Aufbau-Weltherrschaftseroberung-Simulationsspiel, mit dem Ziel mit seinem Schurken ein böses Imperium aufzubauen und die Weltherrschaft an sich zu reißen. Es wurde 2004 von Elixir Studios und Sierra Entertainment entwickelt und veröffentlicht, seit 2006 ist Rebellion Developments verantwortlich.
Die Basis. // The basis.
Der Spieler wählt zu Beginn zwischen drei Charakteren, die sich nicht nur allein durch ihr Aussehen unterscheiden, sondern auch die einen oder anderen Charaktereigenschaften besitzen, die für das Spiel von Relevanz sind. Nicht wirklich ausschlaggebend für Sieg oder Niederlage, aber immerhin. Anschließend geht es darum die geheime Basis auszubauen, Arbeiter zu rekrutieren, Fraktionen abzuwehren und die Wut der Welt auf sich zu ziehen. Um die Basis vor Eindringlingen, wie verirrten Urlaubern oder Dieben zu schützen, kann man sie zusätzlich mit diversen Fallen und Kameras ausstatten oder schicke Hotelkomplexe auf der Insel, auf der man gelandet ist, bauen. Mit Tanzfläche, Bar und allem was die Spitzel sonst noch ablenken könnte.
Überall auf der Welt gibt es dann Missionen zu erledigen – böse Missionen natürlich. Leider ist diese Welt nur als schlichte Weltkarte zu sehen, auf der Symbole eine Mission anzeigen und auf der man seine Arbeiter verteilt und arbeiten lässt, an bösen Machenschaften wie Geldwäsche, Spionage etc. Irgendwann tauchen dann große Missionen auf, die die Wut der Menschen und Fraktionen schüren und ordentlich Schätze bringen. Erfolg oder Misserfolg einer Mission scheinen dabei von Willkür abhängig zu sein, tatsächlich geht es allerdings darum wie viele Helfer man bereit ist in den Einsatz zu schicken. Für jede Mission gibt es ein Minimum, das eingehalten werden muss, um überhaupt starten zu können. Die Arbeiter haben verschiedene Stats, welche sich auf die Mission und ihren Verlauf auswirken.
Meist sind Missionen an historische Ereignisse angelehnt, wie die Kuba-Krise oder den Kalten Krieg. Die Missionsbeschreibungen sind kreativ, wahlweise auch wahnwitzig.//Often, missions are ajar historical happenings like the cuba crisis or the Cold War. The descriptions are creative, sometimes mad.
Im Grunde spielt man in Evil Genius Nummer 1 (Ernst Stavro Blofeld) oder Dr. Evil, das Spiel ist quasi eine umgekehrte Version von Agentenfilmen. Nicht zuletzt der grandiose Soundtrack und der Ladebildschirm erinnern an James Bond… Das Spiel hat Eigenschaften aus James Bond und den Witz und Humor von Austin Powers. Nur mit dem kleinen Unterschied, dass unser böses Genie nicht zum Scheitern verurteilt ist. Dennoch, Weltherrschaft ist, wie wir alle wissen, ein enormes Ziel, die Welt ist groß und die Gegner in der Regel nicht dumm. Dementsprechend zeitaufwendig ist das Vorhaben. Mit 20 Stunden ist man gut dabei. Neben Hauptquests, die eigentlich alle auf den Ausbau des Imperiums und die Weltherrschaft zielen, gibt es auch einige Nebenquests. Sie sind ähnlich aufgebaut, dahinter steckt ebenfalls eine witzige Idee und sie sorgen ein wenig für Abwechslung.
Zum Glück des Spielers, bekommt man einen Handlanger zur Seite gestellt, der, im Gegensatz zu den normalen Bediensteten, stärkere Kräfte und besondere Fähigkeiten hat. Je mehr er kämpft und je mehr Gegner er besiegt, desto mehr Fähigkeiten können ausgebaut werden. Im Laufe des Spiels hat man die Möglichkeit mehr Handlanger einzustellen und sie könnten nicht unterschiedlicher sein: vom Voodoo Priester, über den Kampfsportler mit Teleportationsfähigkeit bis hin zur Omi mit der Handtasche. Das gute an ihnen ist, dass sie von gewöhnlichen Eindringlingen nicht getötet werden können. Lediglich die Superagenten schaffen dies und die wiederum sind überhaupt nicht zu erledigen. Von Zeit zu Zeit schicken die Fraktionen, die bedeutungsvolle Namen wie P.A.E.M.P.E.R.S. tragen, ihren besten Agenten auf die Insel, um die Lage zu erkunden oder das böse Genie zu eliminieren. Auch hier kannte der Einfallsreichtum der Entwickler keine Grenzen: eine vollbusige (soweit man das unter den Pixeln erkennen kann) Agentin im Bikini und Pistolen, die um die Oberschenkel geschnallt sind oder ein asiatischer Mann mit nacktem Oberkörper, der Jet Li heißt…
Ja. Was soll man dazu noch sagen? Noch so eine… // Yeah, what else could I say? One of those dumb …
Abgesehen von feindlichen Eindringlingen, nervigen Superagenten und unglaublich spannenden Kämpfen, wartet das Spiel mit noch mehr auf: um an sein eigentliches Ziel zu kommen, muss man bisweilen zu makaberen bis skurrilen Methoden greifen. Geisel nehmen, sie einsperren, foltern und Informationen aus ihnen raus quetschen ist die milde Umschreibung, sie mit einem Laser zu beschießen oder durch den Raum zu schleudern, auf sie zu schießen oder in einem Drehstuhl bis zum Tod zu drehen, ist die bittere Realität. Die aber immerhin schön bunt verpackt ist, da die Inneneinrichtung regenbogenbunt ist. Solche Informationsbeschaffungsmaßnahmen machen nur einen kleinen Teil der Missionen aus, es gibt viele weitere. Beispielsweise muss man immer wieder Wahrzeichen oder wertvolle Artefakte stehlen, Maschinen des Gegners manipulieren, andere Bösewichte unterwerfen oder von Zeit zu Zeit ein kleines Ablenkungsmanöver starten. Allerdings ist keine Mission wie die andere. Zusätzlich muss man bei all dem stets darauf achten, dass die Helfer loyal und glücklich bleiben – wie ein Kollektiv von Sims, obwohl die Arbeiter dann doch minimal anspruchsloser sind. Herrscht gerade eine Flaute, kann man sie mit den gestohlenen Gegenständen wieder heiter und enthusiastisch stimmen oder wenn nötig ein Exempel statuieren.
Was muss, das muss. Übrigens, der kleine fette Mann in blau ist das Genie und das kleine merkwürdige Ding in seiner Hand eine Pistole. // Needs must when the devil drives. By the way, the little fat guy in blue is your evil genius and the strange black thing in his hand is a pistole.
Das Spiel ist relativ linear, wann welche Art von Missionen oder Helfern kommen, ist mehr oder weniger klar vorgeschrieben, Handlungsspielraum ist so gut wie nicht vorhanden, da man lediglich die gegebenen Missionen auf eine bestimmte Weise „erledigen“ kann und leider schränkt das Spiel genau an dieser Stelle extrem ein. Man kann zwar Missionen befehlen, sie allerdings nicht selbst ausführen oder wenigstens beobachten. Das einzige was man tun kann, ist den Timer ablaufen zu lassen, zu sehen wie die Männchen auf der Weltkarte umkippen (die Helfer, die man für die Mission eingeteilt hat, die aber entdeckt oder getötet werden) und darauf zu hoffen, dass die Mission ein Erfolg war. Aber wahrscheinlich ist das als evil genius einfach so, man lässt Dinge geschehen und hofft das Beste.
Der Spieler sieht das Versteck in 3D stets aus der Vogelperspektive und hat so – in den meisten Fällen – die ultimative Kontrolle, besonders da man in heiklen Situationen heranzoomen und die Lage genauer begutachten kann. Vom Himmel aus kann man dann die Helfer, die aussehen wie Minions, weil sie gelb tragen und zu Dutzenden durch die Gänge wuseln, beobachten und die Zeichentrick-artige Grafik bestaunen, die der Zeit in der das Spiel entwickelt wurde entsprechend aussieht.
Hat man erstmal seine riesige Basis ausgebaut und stößt an ihre Grenzen, geht es weiter auf die zweite Insel von der aus man weiter an seinem einzigen und übergeordneten Ziel arbeitet. Man verlässt die erste Insel und sammelt von der zweiten aus noch mehr Kriegsbeute und Geld und erhält schlussendlich die Weltherrschaft und sieht sich eines der drei bösen Enden an. Die Cut Scenes zeigen, je nachdem für welchen Weg man sich entschieden hat, wie der Charakter an die Macht kommt und alle Völker der Erde unterwirft.
Es macht, alles in allem, genau so viel Spaß wie die meisten anderen Spiele auch, es ist nicht überragend, aber dafür auch nicht mit der gleichen Uniformität belastet, wie viele andere Spiele, die sich kaum von anderen auf dem Markt abheben können. Es spielt mit Stigmata und Überspitzung, bietet, dadurch, dass man den Antihelden spielt, eine neue Erfahrung und bleibt gleichzeitig bei altbekannten und bewährten Prinzipien, wie dem klassischen Aufbau. Gekonnt werden neue und alte Ansätze kombiniert und schaffen so ein solides Spiel, auch wenn man mehr Freiheiten hätte schaffen können und so das Spiel kein closed world game gewesen wäre.
Der Handlanger kämpft gegen Eindringlinge. // The henchman fighting against intruders.
Die Missionskarte: die weißen Punkte symboliseren Personen, egal ob die eigenen Männer oder feindliche Agenten, und die Fahnen bedeuten Aufgaben. // The map: white points symbolize people, no matter if they are your men or hostile agents, and flags symbolize tasks.
Read in English
Clone yourself and let the clone be killed as a diversionary tactic by a James-Bond-equivalent in bikini, abduction of a Russian godfather and torturing him in a mix bowl until he acknowledges your superiority or steal Excalibur, a shrunk Eiffel Tower or invisible carpets? Welcome to the land of absurdity, the world of Evil Genius where dreams of mankind come true!
Evil Genius is a singleplayer strategy-construction-world-domination-simulation game and its aim is to build an evil empire with a scoundrel and to seize world domination. It has been developed and published by Elixir Studios and Sierra Entertainment in 2004, however, since 2006 Rebellion Developments is responsible for the game.
In the beginning, the gamer chooses between three characters that do not only distinguish between their appearance, but who have different characteristics that are of relevance. They are not really decisive for victory or defeat, but at least it’s something. Afterwards, the gamer has to extend his basis, recruit workers, repel secret services and incur the world’s anger. In order to protect the basis from lost tourists or thieves, you can equip it with cameras, traps or build a nice hotel on the island where you landed. With dance area, a bar and everything that could divert a spy.
Everywhere in the world are missions to accomplish – evil missions, of course. Unfortunately, the world is simply a map with symbols that mark missions and on which you can place your workers and let them work on evil machinations like money laundering, espionage etc. At some point, big missions appear that fuel the world’s wrath and bring in reasonable treasures. Success or failure seem to depend on capriciousness, actually it is all about how many minions you are willing to send. For every mission, there is a minimum of employees that have to be sent in order to even start the mission, if you send a few experts more, there is a greater chance to be successful instead of sending three lonely scientists and workers.
Basically, you play Number 1 (Ernst Stavro Blofeld) or Dr. Evil, the game is a reversed version of agent movies. Not only the fantastic soundtrack, but also the loading scrren remind of James Bond… The game has characteristics from James Bond and a humour like in Austin Powers. There is only one little difference; our evil genius is not doomed to failure. Nevertheless, world domination is, as we all know, an enormous goal, the world is big and the enemies (mainly) not dumb. Thus, it is a lavish and time-consuming enterprise and takes correspondingly much time. You are good to go with 20 hours. Beside main quests that aim to achieve the expansion of the empire and receive world domination, there are side quests. Those are similarly structured; mostly they have another crazy or funny idea and provide for change.
Luckily, the gamer receives a henchman who, in contrast to normal employees, is stronger and has special abilities. The more he fights and the more enemies he defeats, the more abilities he can acquire. During game, the player has the opportunity to employ more henchmen and they could not be more different: a Voodoo priest, a martial arts fighter who can teleport, a granny with her bag and more. The good thing about them is that they cannot be killed my usual intruders, only super agents can do that and those again cannot die at all. From time to time, one of the factions with powerful names like H.A.M.M.E.R. sends their best agent to your island in order to check what is going on there or to neutralize your evil genius. Again, the developer’s imaginativeness could not have been bigger: a buxom agent in bikini with pistoles strapped around her thighs or an Asian topless man called Jet Li…
Apart from hostile intruders, annoying super agents and unbelievably exciting battles, the game has more: in order to accomplish the actual goal, at times you have to resort to macabre or bizarre methods. Taking hostages, lock them, torture and get information out of them is the rather mild description; shooting at them with lasers, hurling them through the room, shooting at them with rifles or spinning them around in a swivel chair until they die; this is bitter reality. Nonetheless, it is beautifully wrapped as the interior is colourful like a rainbow. Such measures of information collecting are only a small part of the missions, there are lots more. For instance, you have to steal landmarks or valuable artefacts, manipulate the enemy’s machines, oppress other villains or start a little diversion. Still, no mission is alike another. Additionally, the helpers want to stay loyal and happy – like collective of Sims, yet these workers are minimally more modest. Instead letting a period of slackness holding sway, you can either show your workers the stolen items which will make them cheerful and enthusiastic or, if necessary, you make an example of someone.
The game is quite linear as it is mandatory which kind of mission or helper is available; there is virtually never margin for manoeuvre as you just do the tasks the way it is required. Unfortunately this is exactly the point where the game restricts the player. Although you can order missions, you cannot carry them out by yourself and not even watch how they are done. The only thing you can do is watch the timer run out and to see your men falling on the map (those are your helpers that you sent which are exposed or dead) and to hope that the mission has been successful. That’s probably how it works as an evil genius: you let things happen and hope the best.
The player sees the hide-out in 3D from bird’s eye view. Therefore, he has – in most of the cases – ultimate control, especially as he can zoom in during awkward situations and examine the situation from less far away. From the sky you can watch your helpers that look like minions due to their yellow clothes and running through the corridors. Furthermore, you can admire the cartoonlike graphic which looks appropriate according to the time in which it has been created.
If you once built-up a huge basis, at some point you will hit a glass ceiling. That’s the point when you can move on to a second island. From over there you continue working on your only and paramount goal. You abandon your first island and head to the second one, acquire more loot items and money and finally achieve world domination and see one of the three evil endings. The cut scenes show, according to the way the gamer has choosen, how the character comes to power and subjugates every nation of the world.
All in all, Evil Genius is as much fun as every other game. It is not outstanding, but it is not overloaded with the same uniformity as other games that cannot stand out from the market. It plays with stigmata and exaggeration, offers – as you play the anti-hero – a new experience and simultaneously maintains long-familiar and proven principles such as the classical construction. Masterly, the game combines new and old approaches and manages to create a solid game, even if one could have develop more freedom so that the game does not remain a closed world game.