Es versprach ein fast schon bahnbrechendes Spiel zu werden, das Mysterien und Spannung in einer düsteren, aber fesselnden Story vereint und den Stereotypen des Genres neue Wege zeigen wollte. Murdered: Soul Suspect sollte geheimnisvoll sein und den Spieler in eine andere Welt entführen. Leider scheint so ein „Versuch“ nur bedingt zu funktionieren und auch nur, wenn man nicht zwischendurch auf beschissene Ideen kommt.
Ronan O’Connor ist Polizist. Einer, der laut seinen Kollegen nur Polizist ist, um seine kriminelle Vergangenheit wieder gut zu machen und den Tod seiner Verlobten immer noch nicht ganz verarbeitet hat. Genau genommen war er Polizist, denn der Tag an dem wir ihn kennen lernen, ist der Tag seines Todes. Schon länger hält der Glockenmörder Salem, eine Stadt deren Name allein Gänsehaut verursacht und die ein geschichtsträchtiger Ort ist, in Atem. O’Connor verfolgt eine Spur und folgt dem Glockenmörder in ein Haus aus dessen Fenster im ersten Stock er kurz danach stürzt, um kurz darauf mit seiner eigenen Waffe erschossen zu werden. Gerade optimistisch klingt der Beginn von Murdered: Soul Suspect nicht, doch wirft er so viele Fragen auf, dass man gar nicht anders kann als es zu spielen.
Dummerweise ist man scheinbar selbst als Toter nicht vor dem Tod sicher und kann von Dämonen erledigt werden. Diese sind, obgleich wohl als actionreiche Abwechslung gedacht, der Schwachpunkt des Spiels. Sie zu erledigen erfolgt per einfachem Quick Time Event und wird schnell ermüdend, wenn nicht sogar lästig. Gleichermaßen störend und langweilig sind die anderen Geister, die man so trifft. Natürlich muss man nebenbei auch ihre Tode aufklären, was allerdings immer wieder nach dem gleichen Schema abläuft und am Ende nicht mal mit einer interessanten Geschichte belohnt wird. Neben diesen spielerischen Mängeln haben die Nebenaufgaben auch einige inhaltliche Fehler: im einen Moment hat unser Protagonist noch keine Ahnung vom Geisterleben geschweige denn der Existenz von Dämonen und im anderen weiß er ganz genau wie er sie besiegen kann. Und in den Dialogen mit Geistern gibt es manchmal nur eine Antwortmöglichkeit, was nochmals betont was dieses Spiel eigentlich ist: ein interaktiver Film. Leider hat er aber zu viele Monologe mit ach so tiefgründigen Ergüssen, die alles in die Länge ziehen.
Da jeder Polizeibeamte den ganzen Tag Deus Ex: Human Revolution zu spielen scheint, ist es kein Wunder, dass wir selbst unseren eigenen Mord (und die voran gegangen dazu) selbst aufklären müssen. Unsere Suche führt uns an viele unterschiedliche und mysteriös gestaltete Orte in der ganzen Stadt. Die Hindernisse in Form von in der Vergangenheit gesegneten und trotzdem abgebrannten Häusern, dessen Ruinen uns in der Gegenwart als Geist den Weg versperren, versuchen die kleine Größe der Stadt zu verschleiern, schaffen es aber nur bedingt darüber hinweg zu täuschen, dass jedes relevante Areal nur einen Katzensprung vom anderen entfernt ist. Man geht durch viele kleine Gassen, entdeckt aber auch Tankstellen, Parks oder geheime Plätze. Eine Karte gibt es folgerichtig auch nicht, sie würde ja verraten wie klein Salem ist, daher kann man sich leicht in dem Labyrinth aus echten und Geisterhäusern verlaufen; auch Orte wie der Friedhof sind nicht symmetrisch gebaut, sondern verzweigen und erstrecken sich über einige Quadratmeter dunkler Fläche und sind so dunkel, dass es mitunter schwierig werden kann nicht den falschen Weg zu gehen. Alles in allem scheint man sich Mühe gegeben zu haben die Stadt authentisch und atmosphärisch wirken zu lassen, gelungen ist es leider nur teils und die Wege von einem Ort zum anderen wirken obligat, damit einem das Spiel noch schnell ein paar Nebenquests aufzwängen kann. Apropos, so etwas wie „Nebenquests“ gibt es eigentlich nicht wirklich. Sie bestehen aus versteckten Gegenständen, die eingesammelt werden müssen, um anschließend einen elendig langen Dialog zu triggern. Wer sich die Mühe machen und eben diese Gegenstände suchen will, kann das gerne tun, allerdings tragen auch diese Elemente mehr zum Schein des Spiels bei als dass sie tatsächlich von Nutzen oder gar interessant sind. Auch die Spurensuche während der Hauptstory selbst variiert wenig. Was zu tun ist, wird dem Spieler in geisterhafter Schrift mitgeteilt, danach gilt es die Räume zu durchsuchen und mithilfe der geistigen Fähigkeiten Schlüsse daraus zu ziehen.
„We wanted people to be attached to the main character“ hieß es vor Release über den Protagonisten. Aber vielleicht hätte man ihn dann nicht so leblos, sondern facettenreicher gestalten sollen, sodass man als Spieler wirklich an ihm hängt und daran gelegen ist seinen Mord aufzuklären. Das Gegenteil ist der Fall, man muss als Spieler auch noch darauf achten nicht selbst an Ödnis zu sterben, denn die Kämpfe gegen Dämonen fügen sich nicht recht in die Welt und wirken als ein verzweifelter Versuch Spannung und Action in das Spiel zu bringen – wobei das Spiel durchaus auf letzteres hätte verzichten könnte und allein durch die Atmosphäre hätte leben können. So wie es geplant war, bietet das Spiel Spannung von langsamen, quälenden Szenen bis zu Jump Scares mithilfe von stereotypischen Geistermotiven. Jedes Geisterklischee wurde hier von den Entwicklern verwurstet.
So viele gute Ideen und Ansätze, ein so aufregendes Geheimnis und der versprochene Beginn einer Reise, die es so noch nicht gab. Murdered: Soul Suspect hatte so gute Chancen eines der besten Spiele des Jahres zu werden. Stattdessen gab es Dämonen und zu viel Linearität in einem Pseudo-Open-World Spiel. Man hätte mehr daraus machen können. Trotzdessen ist Murdered: Soul Suspect immer noch ein Spiel, das einen interessanten Weg eingeschlagen hat und trotz Mängel immerhin einige Stunden Spannung und gutes Gameplay bietet und zwischendurch auch witzige Einfälle der Entwickler offenbart, wie beispielsweise das Heimsuchen und Besitz ergreifen einer Katze. Denn eine Ratte ist nicht teuflisch genug.
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Bilder:
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Ehrlich gesagt hatte ich das Spiel vorbestellt und mich unglaublich darauf gefreut.
Der Anfang erschien durchaus gelungen und zeigte die Möglichkeiten auf (investigative Nachforschung, die Gedanken der Personen aushorchen, Indizien sammeln), aber nach etwa drei Stunden Spielzeit hatte ich mich dann doch gefragt, wo die Herausforderung bleibt, bzw. die Fehlinterpretationen, wie sie in L.A. Noire zu falschen Entscheidungen führen konnten.
Durchweg sammelt man lediglich Objekte, welche nichts zu den aktuellen Fällen beitragen, ebenso die Tatsache, dass man nichts zu verlieren hat (als Geist ohnehin nicht) außer einer Menge Spielspaß.
Ansprechend waren die Synchronsprecher, ebenso die optische Inszenierung.
Murdered : Soul Suspect bleibt aber leider nur ein Titel, welchen man nicht unbedingt gespielt haben muss.