Risen

Risen ist der inoffizielle Nachfolger von Gothic 3 und kam im Oktober 2009 für PC und Xbox 360 auf den Markt. Publisher und Entwickler sind Deep Silver und die Jungs (und Mädchen?) von Piranha Byte, die bereits an Gothic arbeiteten. Auf einer Insel, die mit sehr viel Liebe gestaltet wurde, beginnt das Abenteuer. Seltsames geschieht und der Held, der als Schiffsbrüchiger dort an Land gespült wurde, erkundet die Geheimnisse der Insel. Das 3rd Person Rollenspiel gibt dem Spieler die Gelegenheit selbst zu entscheiden auf wessen Seite er sich schlägt. Schon zu Beginn des Spiels verlangt das Spiel eine Entscheidung. Entweder mit den Rebellen im Sumpf verstecken, um zum richtigen Zeitpunkt die Stadt zurück zu erobern, für die Wachen in der Stadt zu arbeiten oder mit der Inquisition in der Burg leben und Magier werden. Jede Seite hat seine Vor- und Nachteile und bietet zahlreiche Quests durch die man Erfahrung, Geld und Ansehen erlangt. Nach und nach erkundet der Spieler so die Welt. Schon relativ früh erfährt man allerdings von den seltsamen Begebenheiten. Überall auf der Insel schießen Ruinen aus dem Boden, die von der Inquisition durchsucht werden, auf der Suche nach geheimnisvollen Reliquien. Was genau es damit auf sich hat, erfährt der Spieler später. Oder nicht?

Risen vermittelt eindrucksvoll die Atmosphäre gerade ein weltbewegendes Geheimnis aufzudecken, immer auf der Hut vor den Gegenspielern und immer vorsichtig bei jedem Schritt, den man in dunklen und verwinkelten Höhlen macht, immer das Kribbeln im Nacken, dass hinter der nächsten Ecke der Tod oder eine mächtige Waffe warten könnte. Risen wird nicht so gut wie gar nicht langweilig, was wohl nicht zuletzt daran liegt, dass nicht jede noch so unbedeutende Quest in die Länge gezogen wird. Fast alles fügt sich später zu einem großen Gesamtbild zusammen und die Entdecker- und Erkundungslust des Spielers steigt proportional zum Level.

Das hier wäre aber keine richtige Review, wenn ich nicht auch etwas zu meckern hätte. Irgendwann ist auch jeder noch so kleine Stein auf der Insel umgedreht worden, man kennt sich ohne Karte aus und sucht verzweifelt nach der nächsten Chance sich gegen einen würdigen Gegner beweisen zu können. Zu meinem Bedauern war das auch der Fall. Ohne viel verraten zu wollen, nachdem man das große Tor geöffnet hat, verschwinden alle „normalen Monster“ und die antiken Echsenmonster bevölkern die Insel. Und die sind verdammt ätzend. Kurzum, die Insel ist erst zu klein und dann zu langweilig. Es geht zwar unterirdisch spektakulär weiter, aber ich hätte mir doch mehr Abwechslung an dieser Stelle gewünscht. Wenn ich mich an Gothic 3 zurück erinnere, erinnere ich mich an meine Verzweiflung, als ich mir zum ersten Mal das Ausmaß der Welt bewusst wurde und ich ansatzweise erahnte, welche Aufgaben noch auf mich warteten. Gepaart war dieses Gefühl allerdings mit Spannung und Vorfreude. Risen ist vergleichsweise einfach kleiner, was den Einstieg für Rollenspiel-Neulinge vielleicht einfacher, das Spielen für Erfahrene jedoch weniger aufregend macht.

Nichtsdestotrotz punktet Risen durch die einfallsreiche Story, glaubwürdige und ansehnliche Welt und den Wiederspielwert, denn man kann sich ja immer wieder für den vorherigen Antagonisten entscheiden. In wenigen Monaten erscheint Risen 2 und laut den Pressebildern hat sich da so einiges verändert. Beispielsweise wird von Schusswaffen Gebrauch gemacht. Möge man davon halten, was man mag, solange Risen weiterhin den Gothic-Prinzipien – nämlich eindrucksvollem Flair, unzähligen Möglichkeiten (in welcher Hinsicht auch immer) und mit Liebe gestalteten Charakteren und Welten – treu bleibt, kann so viel nicht schief gehen.

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