gamescom 2017

gamescom 2017 Titelbild

Das Motto der diesjährigen gamescom könnte lauten: Alles hat Konsequenzen. Denn neben den üblichen Überraschungen und aufgewärmten Triple A-Serien legten viele Spiele wert auf Entscheidungsmöglichkeiten, die den Spielverlauf beeinflussen. Unter Titeln, auf die ich sehnsüchtig warte und solche, die vollkommen unerwartet begeistern konnten, waren auch Indies und die jeweiligen Entwickler, über deren Schulter ich geschaut habe. Es folgt also die Zusammenfassung meiner gamescom 2017 mit allen Previews, die dafür entstanden sind. Wie immer verbergen sich hinter den Überschriften die Links zu den vollständigen Artikeln.


Blind – Wie die Dunkelheit erhellt

Blind

In einer Welt voller visueller Eindrücke ist es für viele ein Alptraum aufzuwachen und nicht sehen zu können. Nach einem Unfall erlebt die Protagonistin in Blind genau das. Während einer nächtlichen Fahrt im Regen mit ihrem kleinen Bruder haben die beiden einen Unfall: eine Gestalt taucht auf der Straße auf, das Fahrzeug kommt von der Fahrbahn ab – und dann ist es dunkel. Die Hauptdarstellerin dieses Alptraums erwacht in einem Herrenhaus, eine mysteriöse Stimme verkündet über ein Grammophon, dass sie einen Weg aus dem Zimmer finden soll. Schon während der ersten Minuten in dem dunklen Haus lässt sich erahnen, dass dessen Besitzer nicht daran interessiert ist, der jungen Frau ihren Bruder zurückzubringen und ihr zu helfen, sich an die Geschehnisse nach dem Unfall zu erinnern.


Call of Cthulhu – Kampf des Intellekts

Dunkel, unheimlich, unwirklich. Call of Cthulhu konnte vor fast 100 Jahren eine spezielle Atmosphäre erschaffen, eine besondere Art von Horror, von der bis heute zahlreiche Spiele und andere Werke zehren. Der Mythos von H. P. Lovecraft ist anziehend, zu viele Geschichten aus dem Universum waren erfolgreich, zu viele sind es nicht. Call of Cthulhu von Cyanide Studios und Focus Home Interactive reiht sich in eine der beiden Reihen ein. Welche das sein wird, konnten wir nach einem ausgiebigen Blick auf der gamescom 2017 erahnen.


Life is Strange: Before the Storm – Wähle weise, junger Teenager

Life is Strange Before the Storm

Wenn das Leben dir Zitronen gibt, gib dem Obst Widerworte. So oder so ähnlich könnte der Slogan von Chloe Price klingen, der Protagonistin von Life is Strange: Before the Storm. Wer sie bereits aus dem ersten Life is Strange kennt, hat ihre renitente Art bereits kennen und lieben oder hassen gelernt, in Before the Storm wird dieses Merkmal zelebriert. Die Geschichte von Before the Storm handelt von der 16-jährigen Chloe, die nach dem Tod ihres Vaters und dem Umzug ihrer besten Freundin zwischen Trauer und Jähzorn schwankt. Auf Kosten ihrer Familie und Freunden ist Chloe rebellisch und rücksichtslos, weiß ihre Gefühle nicht recht einzuordnen und sucht nach einem Ausweg aus ihrem monotonen Leben, das sie in Scherben vor sich sieht. Noch sind ihre Haare braun, doch bereits hier, im Prequel, das drei Jahre vor dem ersten Life is Strange spielt, übertreten ihre Handlungen die Grenzen der Legalität und lassen Spielende mit einem Kopfschütteln zurück.


Agony – Zwischen nackten Brüsten und spritzendem Blut

Agony

Eine gequälte Seele, gefangen in der Hölle, mit nichts außer der Erinnerung an das Bild einer Göttin. Der Anfang von Agony wirkt wie eine blutrünstige Interpretation von Dantes Inferno. Um aus der Hölle zu entkommen, sucht die gequälte Seele nach der Göttin und erhofft sich deren Hilfe, ohne ihre tatsächlichen Intention zu kennen, geschweige denn wo und wer sie eigentlich ist. Das Charakterdesign der zahlreichen Monstrositäten reflektiert ihre Hintergrundgeschichten, was dem Spiel die nötige Tiefe verleihen soll.


Another Lost Phone: Laura’s Story – Wie wir uns geben und wer wir sind

Another Lost Phone

Another Lost Phone: Laura’s Story ist der geistige Nachfolger von A Normal Lost Phone von Accidental Queens, das seinerzeit heiß in der Indie-Szene diskutiert wurde. Spielende finden das Smartphone einer Person, in diesem Fall das von Laura, und müssen ihre Nachrichten lesen, E-Mails durchsuchen, Kontakte finden und Passwörter für Apps knacken, um herauszufinden, was ihr passiert ist und wieso sie ihr Telefon nicht bei sich trägt. Auch Another Lost Phone simuliert wieder einen krassen Eingriff in die Privatssphäre und zeigt, wie wir uns über das Bild definieren, das wir in den sozialen Medien von uns zeigen, wie wenig dieses mit der Wirklichkeit zu tun haben kann und wie in einem kleinen Gerät das ganze Leben einer Person stecken kann.


Vampyr – Den Mörder verschonen

Vampyr

In vielen Geschichten dient Vampirismus als Metapher, doch Dontnods Vampyr nutzt das Konzept als zentralen Konflikt des Plots. Der Protagonist ist nicht nur Vampir, sondern auch Arzt und so drehen sich alle Handlungen im Spiel um die Frage, wer verschont und wer geopfert wird. Den Entwicklern zufolge gibt es keine guten oder schlechten Entscheidungen, nur Optionen. Dass Dr. Jonathan Reid diejenigen opfern soll, deren Rettung er einst geschworen hat, ist der Ausgangspunkt des narrativen RPGs und eine omnipräsente Frage, die sich Protagonist und Spielende gleichermaßen stellen müssen.


Past Cure – Hochglanz-Indie dank Hollywood

Past Cure

Wenn das erste Spiel eines Studios voller Männer und auf Hochglanz poliert ist, werde ich stutzig. Past Cure ist das erste Spiel von Phantom 8 und wurde maßgeblich von Filmen inspiriert, was man dem Trailer deutlich ansieht. Die Idee von zwei verschiedenen Welten, Traum und Wirklichkeit, stammt aus Inception, die Martial Arts Kämpfe und Anzüge stammt aus John Wick und eine veränderte Persönlichkeit und Skurrilität entstammen Fight Club. Dieser Mangel an Originalität ist einerseits ein Garant für gute Verkaufszahlen (never change a running system) und andererseits kann man sich so darauf konzentrieren, die Copycat möglichst hübsch zu verpacken. Nichtsdestotrotz könnte Past Cure Spaß machen.


Orwell: Ignorance is Strength – Leiste deinen Beitrag

Orwell Ignorance

Orwell ist nicht nur ein Name, der Begriff steht auch für totalitäre Regime, Dystopien, Überwachung und Unterdrückung. Der erste Teil der Orwell-Reihe konnte dieses Gefühl beeindruckend vermitteln, umso spannender war es also zu sehen, wie Orwell: Ignorance is Strength seinem Namen gerecht wird und was es Neues geben wird.


Epic Loon – Angriff auf VHS-Kassetten

Epic Loon

Wer dachte, die 90er wären vorbei, hat ihre glückliche Wiederbelebung in sämtlichen Bereichen zwischen Mode, Politik und Unterhaltung verpasst. Mit Epic Loon gesellt sich ein weiteres Spiel dazu, das Entwicklern die Möglichkeit gibt, ihre Kindheit wiederzubeleben. Tatsächlich funktioniert dieses Prinzip in diesem Fall erstaunlich gut.


Biomutant – Wenn bewaffnete Tiere die Welt retten

Biomutant

Die gamescom ist immer wieder für Überraschungen gut. Auch THQ Nordic kündigte einen bis vor Kurzem unbekannten Titel an: Biomutant ist ein Kung Fu-RPG und erstes Gameplay zeigt eine skurrile und bunte Welt voller Action.


Keyboard Sports – Meister QWERTY, erleuchte uns

Keyboard Sports

Auf der gamescom habe ich Keyboard Sports zum dritten Mal gespielt. Ich würde es auch ein viertes Mal spielen. Obwohl die bisherige Version nur wenige Minuten andauert, ist sie jede Minute davon wert. Die Steuerung ist unerwartet und so intuitiv wie nur möglich – ein großer Pluspunkt in meinen Augen, denn zu viele Spiele überfordern mit alles überdeckenden HUDs, komplizierten Mechaniken und so vielen Möglichkeiten, dass man nie alle ausprobieren kann. Das muss nichts Schlechtes sein, doch Keyboard Sports ist im Wald dieser Unzugänglichkeit der kleine Trampelpfad, auf dem Nichtspieler das Medium entdecken können.


Gwent

Gwent

Mich bewegt weder der Singleplayer noch der „Pro Ladder“-Modus – wenn ich mehr über das Witcher-Universum erfahren wollte, würde ich The Witcher 3 endlich zu Ende spielen. Am meisten freut mich, dass es schon bald neue Karten geben wird und das Spiel sich weiterhin verbessert. Tatsächlich hat mir der gamescom Auftritt von GWENT wieder Lust auf das Spiel gemacht, das ich seit Ende der geschlossenen Beta nicht mehr gespielt hatte. Mittlerweile freue ich mich darauf, endlich wieder neue Karten zu bekommen, sie alle auszuprobieren, Decks zu optimieren und Gegner zu vernichten. Wobei ich beim Spielen von GWENT sicherlich wieder Lust auf The Witcher 3 bekommen werde, aber das ist eine andere Geschichte.


Die Indie-Highlights der gamescom

Indies gamescom Titelbild

Die gamescom 2017 bietet nicht nur großen Studios und Publishern eine Plattform, sondern eben auch den kleinen Titeln von unabhängigen Entwicklern, die uns jedes Jahr aufs neue überraschen. So konnten wir Indie-Labels besuchen und ihr Lineup spielen. Neben alten bekannten, neuen Freunden, ernsten Themen und lustigen Spielen für zwischendurch haben wir unsere Indie-Highlights der diesjährigen gamescom gefunden.

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