Hinreißender Horror – Teil 3

Über die Anziehungskraft von Angst, geniales Grauen und noch weitere Alliterationen, die mit Survival-Horror und dessen wieder entdeckter Faszination zu tun haben.

Oder war Survival-Horror doch nie wirklich außen vor? Ein kurzer Abriss der Historie des Genres, aktueller Titel und Klassiker und eine Theorie wieso Horror einen plötzlichen Aufschwung erlebt (oder vielleicht auch nicht?) – in drei Teilen. Hier Teil 3 mit der Beantwortung der Frage was genau Survival-Horror ist. In der Hoffnung am Ende einer solchen Analyse anhand von drei Beispielen eine passende Definition zu finden.

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Eigentlich ist es üblich so etwas Grundlegendes wie hier das Genre zu Beginn zu erklären. Leider ist Survival-Horror als Genre ebenso diffus und verwirrend wie seine Vertreter. Um die Frage nach der Definition möglichst wahrheitsgetreu zu beantworten, nehmen wir drei Vertreter des Genres und schlussfolgern anhand dieser. Drei eher unkonventionelle Vertreter, die viele vielleicht eher in die Adventure-Schublade stecken würden. Aber genau daran zeigt sich wie schwierig es ist klare Definitionen zu finden.

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Das erste Beispiel ist Penumbra: Im Halbschatten von Frictional Games. Overture lautet der Originaluntertitel und ist einer von drei Teilen. Wir sind auf der Suche nach unserem Vater und deshalb irgendwo im Eis gelandet. Bei einer Expedition entdecken wir einen Schacht und fallen unglücklicherweise hinein und sehen erstmal keine Möglichkeit wieder zu entkommen. Nur mit einem Leuchtstab gewappnet machen wir uns auf den Weg und erkunden den Schacht. Wie sich heraus stellt, ist er schon länger verlassen, was aber bösartige Hunde nicht davon abgehalten hat hier zu überleben. Auf unserer Suche entdecken wir immer skurilere Dinge und versuchen mithilfe von Dokumenten zu rekonstruieren, was hier einmal vorgefallen sein mag. Und dann ist da diese Stimme. Und wir wissen nicht, ob dort wirklich jemand ist oder alles nur in unserem Kopf existiert. In Penumbra lösen wir wieder einmal Puzzle, um weiter zu kommen und bemerken im Laufe der Zeit, dass seltsame Kreaturen hier einmal waren. Und vielleicht immer noch hier sind. Die meiste Zeit ist es ausgesprochen dunkel und nur selten finden wir nützliche Ressourcen. Viele Kämpfe gibt es nicht, dafür viele unbeantwortete Fragen und einen nicht enden wollenden Schacht.

Ähnlich fragwürdig ist auch Deadly Premonition. Ein Mordfall bringt uns als FBI Agent in ein schauriges Städtchen. Dass nicht nur die Einwohner, sondern auch wir selbst nicht ganz dicht sind, fällt schnell auf. Und dass in dem kleinen Ort so einiges nicht von dieser Welt ist ebenfalls. Es ereignen sich weitere Mordfälle und wir werden immer wieder von den anderen getrennt und kämpfen uns durch dämonische Gebäude, die sich wie durch Zauberhand in gefährliche Orte mit ekligen Kreaturen verwandeln, was die Suche nach dem Raincoatkiller nicht erleichtert. Neben einer verrückten, wirklich absurden Story, die ebenso spannend wie durchgedreht ist, gibt es verhältnismäßig viel Action und Munition und einen Soundtrack, den man nicht so schnell vergisst. Trotz der Tatsache, dass es auch gerne als Shooter bezeichnet wird, zähle ich Deadly Premonition aufgrund seiner Spannung und Atmosphäre zu Survival-Horror.

Dunkelheit ist ein weiteres Merkmal, das eine wesentliche Rolle in Alan Wake einnimmt. Der Thriller-Autor Alan versucht seine Schreibblockade zu überwinden und fährt mit seiner Frau in eine kleine Hütte. Doch als er aufwacht, ist sein Albtraum nicht zu Ende. Er wird von Besessenen verfolgt, die durch die Dunkelheit beschützt werden und mit einer Taschenlampe und einem Revolver versucht Alan sie zu besiegen. Nach und nach findet er Manuskriptseiten, die die Wahrheit ans Licht zu bringen scheinen und nach und nach kann er das Rätsel um seinen Zustand und das Verschwinden seiner Frau lüften.

Was also macht das Genre aus?
→ Rätsel (sowohl solche, die der Spieler lösen muss, um weiter zu kommen, als auch solche, die das Spiel selbst aufwirft und die vielleicht nie beantwortet werden)
→ Paranoia und das Wissen verfolgt zu werden und nicht allein zu sein und Gegner jedweder Art, die uns das Leben nehmen wollen
→ Ressourcen- und häufig auch Lichtknappheit

Das wichtigste allerdings ist der Kampf um’s Überleben und, im Gegensatz zu Shootern oder anderen Genre mit gleichem Ziel, ist Survival-Horror, nun ja, Horror. Es verfolgt uns ein beklemmendes Gefühl und zusätzlich zu den vielen Hindernissen, die sich uns in den Weg stellen, Angstzustände oder wenigstens außergewöhnliches Unwohlsein. Survival-Horror schafft es wie kaum ein anderes Genre unglaublich dichte Spannung aufzubauen und eine unheimliche Atmosphäre zu schaffen. Es ist also die Verbindung aus Schwierigkeiten und Druck, was Survival-Horror zu dem macht, was er ist: gruselig und Grauen erregend.

Zusammenfassend kann man wohl sagen, dass Survival-Horror ein Genre ist, das uns das Fürchten lehrt. Sowohl durch seine mutigen und furchteinflößenden Spiele und die Atmosphäre, die sie verbreiten, als auch durch die rasante Entwicklung: kaum ein anderes Genre bringt Serien hervor, die sich so stark verändern können. Die Tendenz geht zu filmischen Elementen, Jump Scares und Action und doch bleiben uns einige Perlen des Horrors erhalten.

Schlussendlich bleibt nur noch die Frage unbeantwortet wieso gerade jetzt so viele große Titel released werden und alte Klassiker ein HD Remake erhalten. Vielleicht liegt es an der dunklen Jahreszeit, denn bekanntermaßen soll man solche Spiele ja im Dunkeln spielen, um die richtige Stimmung hervor zu rufen. Vielleicht aber auch weil es lange keine neuen großen Teile gab, die groß angekündigt und aufwendig promoted wurden. Oder vielleicht ist es auch einfach nur Zufall.

Teil 1 und Teil 2 des Specials findet ihr unter den entsprechenden Links.

Hättet ihr Survival-Horror anders beschrieben und andere Spiele als Beispiele angeführt? Gibt es für euch DAS Horrospiel schlichtweg oder findet ihr die Entwicklung des Genres gut? Interessieren euch andere Genre, die eines solchen Specials würdig sind? Fragen über Fragen, stellt oder beantwortet sie in den Kommentaren.

Bilder: http://www.alanwake.com/alan-wake/; http://www.penumbragame.com/media.php