Über die Anziehungskraft von Angst, geniales Grauen und noch weitere Alliterationen, die mit Survival-Horror und dessen wieder entdeckter Faszination zu tun haben.
Oder war Survival-Horror doch nie wirklich außen vor? Ein kurzer Abriss der Historie des Genres, aktueller Titel und Klassiker und eine Theorie wieso Horror einen plötzlichen Aufschwung erlebt (oder vielleicht auch nicht?) – in drei Teilen. Hier Teil 1 über die Entstehung des Genres und eine Bestandsaufnahme anhand von Spielen.
Survival-Horror wurde spätestens mit Resident Evil ein Begriff – das 1996 erschienene Spiel zog Alteingesessene und Neuankömmlinge gleichermaßen in seinen Bann und ein neues Genre war etabliert. Auf den Erfolg des ersten Teils setzte auch der zweite, welcher 1998 erschien. Die gerenderten Hintergründe, Rätsel und Schreckmomente blieben erhalten, nur die alte Villa wurde durch eine ganze Stadt ausgetauscht. Noch heute ist Raccoon City vielen ein Begriff, denn immer wieder tauchte es in den darauffolgenden Resident Evil Teilen auf, zuletzt in Resident Evil 6, welcher von Kritikern eher mit Argwohn aufgefasst wurde, denn die Survival-Horror typischen Merkmale waren hier nur noch rudimentär zu erahnen. (Dazu mehr in Teil 2; für eine ausführlichere Darstellung der Resident Evil Kernreihe hier klicken).
Capcom schaffte es also mit Resident Evil eine neue Ära ins Leben zu rufen, bald folgten weitere Unternehmen, wie beispielsweise Konami mit Silent Hill 1999. Auch diese Reihe, die eher auf übernatürliche und schwer zu interpretierende Erlebnisse als Genforschung setzte, konnte sich erfolgreich vervielfältigen. Resident Evil und Silent Hill sind zwar bekannte Serien, jedoch nicht Alleinbegründer des Genres. Noch zuvor erschien 1994 Alone in the Dark und brachte den Kampf um’s Überleben in die heimischen Wohnzimmer. Nach 2000 erschienen weitere Titel, teils mit Fortsetzungen wie Eternal Darkness (2002), Condemned: Criminal Origins (2005), Penumbra (2007), Alan Wake (2010) oder Deadly Premonition (2010). Diese Auswahl macht vor allem eines deutlich: die Abgrenzung des Genres ist nicht immer einfach (dazu ebenfalls mehr in Teil 2).
Zu den aktuelleren Vertretern des Genres zählen Indie-Spiele wie Slender und SCP-087, die 2012 den Weg in unsere Zimmer fanden, und trotz ihrer Simplizität waren sie höchst effektiv uns setzten auf gruselige Schockmomente. Obwohl der Aspekt des survival, also das Überleben, hier eher nebensächlich und dem Zufall überlassen war, so waren es die teils alltäglichen Situationen, die sich in wahr gewordene Albträume verwandelten, die den Horror ausmachten.
Next Gen Horror und Next Level Paranoia – was Survival-Horror-Klassiker und beunruhigend beängstigende Neueinsteiger zu bieten haben
Dieses Jahr und auch im nächsten erlebt das Genre abermals einen großen Aufschwung: Hideo Kojima, seines Zeichens Vizepräsident von Konami und Schöpfer der Metal Gear-Reihe, und Guiellermo del Toro, Regiesseur von u.a. Pans Labyrinth, veröffentlichten Mitte dieses Jahres P.T., allerdings unter dem Namen eines bis dahin unbekannten Entwicklerstudios, das lediglich zu diesem Zweck ins Leben gerufen wurde. P.T. erschien exklusiv im Store der Playstation 4 und war ein kurzes, aber intensives First-Person-Survival-Horror-Spiel. Immer noch umgibt das Spiel eine Art, man kann es fast schon Mythos nennen. Hinter diesem playable teaser versteckte sich letzten Endes die Ankündigung für einen neuen Silent Hill Teil mit dem Titel Silent Hills. Dieser wird voraussichtlich nächstes Jahr erscheinen.
Ebenfalls das HD Remake von Resident Evil 1 erscheint nächstes Jahr, aktuelles Releasedatum ist der 20. Januar. Diesen Teil entwickelte Shinji Mikami noch mit, nach Resident Evil 3: Nemesis stieg er dann aus, was womöglich die eklatanten Unterschiede in Resident Evil 4 erklären könnte. Nun bringt er uns einen neuen Survival-Horror-Titel: The Evil Within. Eine Anstalt, viel, sehr viel Blut und noch viel mehr verrückte und kranke Gestalten. Wem das bekannt vorkommt, der liegt richtig: The Evil Within hat absichtlich viele Parallelen zu anderen Spielen, wie beispielsweise Outlast und ist ein Sammelsurium der beliebtesten Horrorspielelemente.
Ein weiteres Spiel, das es gerade zu Steam Greenlight schaffen konnte, ist One Late Night: Deadline, der Nachfolger eines weiteren Spieles, das eine scheinbar normale Situation nimmt und sie völlig ruiniert und unsagbar fürchterlich macht und ebenfalls zu den kostengünstigeren Angsteinflößern gehört – wer für wenig Geld maximalen Horror und entrüstendes Entsetzen erleben möchte, ist hiermit gut bedient.
[slideshow_deploy id=’1928′]
In der nächsten Folge geht es weiter mit der Entwicklung des Genres in spielerischer Hinsicht und der Frage wieso gerade jetzt so viele große Titel in diesem Genre erscheinen und weshalb ein beklemmendes Gefühl und vollkommen legitime Paranoia eine so große Faszination ausüben.
Bilder:
https://www.flickr.com/photos/k_putt/; https://www.flickr.com/photos/47085445@N04/;
https://www.flickr.com/photos/zbo/; http://www.capcom-unity.com/brelston/blog/