Holmes, Jekyll, Hyde und Ernst

Nachdem ich die Sherlock Holmes Filme gesehen und lieben gelernt hatte, musste ich auch die Bücher lesen. Zuerst das aktuellste, von Anthony Horowitz, in dem Sherlock Holmes und Dr. Watson das London des späten 19.Jahrhunderts unsicher machen und eine Geschichte aufdecken, die so unfassbar wie grausam ist und deren Konsequenzen weitreichender zu sein scheinen, als man auf den ersten Blick glaubt. Der Band mit dem Titel Das Geheimnis des weißen Bandes umfasst 360 Seiten und ist mit viel Liebe zum Detail erzählt. Eines der Bücher, die man spätestens nach 20 Seiten nicht mehr weg legen kann.

Ein paar der originalen Kurzgeschichten von Sir Arthur Conan Doyle habe ich in einem Sammelband gelesen. Jede Geschichte umfasst ca. 30 Seiten und beginnt damit, dass Holmes und Watson von einem zukünftigen Klienten besucht werden, der ihnen seine aussichtslose Lage schildert und um Hilfe bittet oder Watson zufällig und unerwartet auf Holmes trifft, der gerade dabei ist eine heiße Spur zu verfolgen. Nach einigen wenigen Untersuchungen hat der wohl berühmteste Detektiv die Lösung und es kommt zur Aufklärung des Falles. Auch wenn die Erzählweise repetitiv ist, so sind doch die Fälle immer wieder unterschiedlich und jeder für sich spannend. Die dramatische Erzählweise und die Nähe zum Geschehen lassen die Erzählungen noch lebendiger erscheinen und machen einfach nur Spaß.

Vielleicht kennt der ein oder andere von euch die Serie Sherlock. Jede Staffel umfasst nur 3 Folgen, die allerdings jeweils 90 Minuten dauern. Die Serie ist eine moderne Inszenierung Sherlock Holmes, die Folgen basieren auf den Romanen und sind in die heutige Zeit übertragen. So wird Holmes von dem jungen Benedict Cumberbatch gespielt, der die Rolle des sowohl exzentrischen und gefühllosen, als auch eingebildeten und selbstsicheren Sherlocks hervorragend spielt. Wie gesagt, basieren die Folgen auf den Sherlock-Holmes Romanen, die neben den Kurzgeschichten erschienen sind, z.B. Der Hund von Baskerville.

Ein weiterer Klassiker der Literatur ist Dr. Jekyll und Mr. Hyde von Robert Louis Stevenson. Dr. Jekyll ist ein ehrbarer, ehrlicher, geduldiger und friedliebender Mensch. Das genaue Gegenteil von Mr. Edward Hyde, der Gefallen am Leid anderer Leute findet und dessen Gesicht reinen Zorn und Hass wiederspiegelt. Ein Freund Dr. Jekylls bemerkt jedoch sein merkwürdiges Verhalten und sorgt sich um ihn. Nach und nach wird die Geschichte des Freundes erzählt und was dieser in Bezug auf die beiden Männer heraus findet und entdeckt. Er erkennt, dass Jekyll etwas Furchtbares zugestoßen sein muss und er erfasst bald, was der mysteriöse Hyde, dem niemand traut, damit zu tun hat. Da die Geschichte fasst jeder kennt, ist der Schluss nicht so spannend, wie er für jemanden wäre, der noch nichts von ihnen gehört hat. Trotzdem empfehle ich sie jedem, der den Drang verspürt über das Menschsein nachzudenken und sich einen Abend lang damit beschäftigen möchte, wo die Grenzen zwischen Genie und Wahnsinn liegen, was erlaubt ist, und wo der Mensch aufhört Mensch zu sein.

Im Rahmen meines Studiums musste ich den Herzog Ernst lesen. Der Autor ist unbekannt und wie viele Werke aus dem Mittelalter ist es nicht genau datierbar, und die Version, die ich habe, besteht aus mehreren Fragmenten und unterschiedlichen Handschriften, die zusammen gefügt wurden. Herzog Ernst ist eine Empörergeschichte, gereimte Prosa. Und obwohl es kein klassischer Roman ist, den man sich freiwillig aussucht, bietet er doch interessante Einblicke in das Denken der mittelalterlichen Menschen und wie sie die Wesen sahen, die in Gebieten leben, die sie selbst noch nicht erkundet haben. Die Geschichte beginnt damit, dass der Herzog Ernst Stiefsohn des Kaisers wird. Aus Neid wird er jedoch von einem Berater der Kaisers verraten. Nach vielen Jahren Krieg in Deutschland flüchtet er nun ins Ausland. Zunächst sind seine Reiseziele realistisch, doch schon bald beginnt ein Phantasieteil, in dem Herzog Ernst die verrücktesten Wesen begegnen und die wildesten Dinge geschehen. Immer wieder finden sich Verweise zur Realität, die der Autor zur Legitimierung eingebaut hat, um seine Geschichte authentischer wirken zu lassen.

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