Musik in Spielen dient der Immersion. Umgeben vom Medium zu sein, wie ein Fisch im Wasser. Das Bewusstsein für die Wahrnehmung zu verlieren und intuitiv zu handeln. Eine alternative Erfahrung zu erleben, die sich nicht reproduzieren lässt und das Spielen zu einem Erlebnis macht. Immersion wird dabei von der Gesamtheit der Elemente eines Spiels hervorgerufen. Automatische Interaktion, Symbolik, Aussehen, Sound und noch vieles mehr bilden ein Konstrukt, das Spielenden das Eintauchen in eine andere Welt ermöglichen kann. Ähnlich wie Jake Sully nach Pandora aufbricht, brechen wir in die Virtualität auf.
Musik spielt hier eine wichtige Rolle. Sie ermöglicht eine nonverbale Kommunikation zwischen Spiel und Spieler und kann gleich mehrere Zwecke erfüllen. Letztendlich sind Spiele Inszenierungen, die von der Gesamtheit ihrer Features leben. Das macht Musik infolgedessen zu einem essentiellen Bestandteil, der darauf aus ist als akustische Untermalung zu dienen. Musik bildet den Soundtrack für persönliche Erfahrungen, unterstützt das Storytelling, visuelle Elemente oder Gameplayfeatures und vice versa.
Hinter der Musik eines Spiels stecken oft enorm viele Gedanken. Das Elder Scrolls Theme von Jeremy Soule wurde zusammen mit den Spielen populär und wird auch ohne entsprechendes Bildmaterial erkannt. Während das Orchester eine epische Melodie anstimmt und den Beginn einer langen, fantastischen Reise verkündet, stimmt für Skyrim ein Männerchor mit ein, der das Barbarische des Landes hervorhebt. Eine Musik, die scheinbar nur für den Spieler gespielt wird, während er durch Tamriel streift und Drachen bezwingt.
In diesem Artikel geht es nicht um Voice Acting, Umgebungsgeräusche, nicht um bereits vorhandene Stücke – es geht nur um die eigens für die jeweiligen Spiele komponierte Musik und was das Ohr eines Spielers nicht immer bemerkt.
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All diese Wege, auf die Musik das Spiel beeinflussen kann, werden in dem Soundtrack von Austin Wintory vereint. In ABZÛ wird die Musik zu einem Werkzeug des Storytellings. Sie unterstreicht die Handlungen, unterstützt die Animationen und verbindet sich mit ihnen zu einem audiovisuellen Erlebnis. Auch wenn sich der Moment intensiviert, ein Vibrato einsetzt, die Musik des Orchesters zu ihrer vollen Größe heran wächst, bleibt sie sanft und ist nie heraus stechend, sodass Spielende erschrecken oder die Veränderung explizit auffällt. Das erreicht sie unter anderem durch crescendo und decrescendo, gleitende und langsame Veränderungen der Lautstärke. Die Dynamik passt sich dem Spielgeschehen an und unterstützt die Immersion.
Darüber hinaus bietet die Musik einige Interpretationsmöglichkeiten – sind die Chöre eine Anspielung auf die untergegangene Zivilisation, deren Ruinen wir durchstreifen? Deuten sie auf die Bedeutung der Dreiecke hin, die möglicherweise wie Gottheiten verehrt wurden und erschaffen sie bewusst eine Atmosphäre der Spiritualität, um dies deutlich zu machen? ABZÛ verbindet die Musik raffiniert mit dem Rest des Spiels, gestaltet die Tiefe, ist richtungsweisend und vermittelt Emotionen sowie Andeutungen auf die Geschichte, die in ABZÛ erzählt wird.
Musik in Spielen ist äußerst vielfältig und ohne sie wäre Immersion kaum denkbar. Es gibt zahlreiche Beispiele für den überaus gelungenen Einsatz von Musik in Spielen, die jedoch bei Themes und Soundtracks nicht aufhört. Musik kann sehr in den Hintergrund rücken, dabei ist sie fast immer präsent und über ihre Zweckerfüllung hinaus ein beeindruckendes Medium im Medium Computerspiel.